Von Bremen über Düsseldorf bis München
Heutzutage konzentriert sich das Verbreitungsgebiet von Altbier vor allem auf den Großraum Düsseldorf, den Niederrhein und die östlichen Niederlanden. Doch das war mal ganz anders. Anfang des vergangenen Jahrhunderts erstreckte sich der Altbier-Äquator bis ins Münsterland und sogar bis nach Bremen. Auch aus Dortmund, Koblenz oder München kamen einst eigenständige Altbier-Sorten.
Ende des 19. Jahrhunderts erlebte die Brauart einem Boom und es entstanden zahlreiche, kleine Brauereien mit eigenem Ausschank. Die klassische Brauhaustradition war geboren. Nach dem 2. Weltkrieg erfuhr die „alte Brauart“ eine erneute Renaissance und der Altbierausstoß steigerte sich Jahr um Jahr. Aus manchen Hausbrauereien entstanden Großbrauereien, um die die stetig wachsende Nachfrage zu decken. Diese positive Entwicklung kam erst in den 1980er Jahre ins Stocken, als der Bierabsatz insgesamt deutlich abnahm. Das herbe Altbier war plötzlich nicht mehr „in“ und so schrumpfte das Verbreitungsgebiet auf die heutige Kernregion.
Überregionale Altbier-Marken
Einige Marken behaupten sich jedoch bis heute auf dem nationalen Biermarkt und sind auch in Kneipen oder Getränkemärkten in Berlin, München oder Hamburg zu haben. Leider werden diese Sorten häufig nicht mehr in ihren angestammten Brauereien hergestellt. Frankenheim Alt etwa, kommt ursprünglich aus Düsseldorf und wurde bis 2009 im benachbarten Neuss gebraut. Nach dem Verkauf an die Warsteiner Gruppe wurde die Brauerei jedoch geschlossen. Nur die Verwaltung verblieb in Düsseldorf. Daher ist die Aufschrift „eine Düsseldorfer Altbierspezialität“ nur bedingt wahr.
Auch die Marke Schlösser Alt, wurde einst in einer eigenen Brauerei in Düsseldorf produziert. Nach dem Erwerb durch die Brau und Brunnen, heute Radeberger Gruppe, wurde der Standort in der Landeshauptstadt von NRW geschlossen und man verlegte die Produktion nach Dortmund. Das gleiche Schicksal teilte die Marke Gatz (Gatzweilers Alt), die an den Konkurrenten Hannen verkauft wurde und inzwischen in Krefeld gebraut wird. Eine Ausnahme bildet Diebels Alt, das zwar inzwischen zum internationalen Braukonzern Anheuser-Busch InBev gehört, jedoch noch immer im niederrheinischen Issum hergestellt wird.
Die Marktkonsolidierung bei den industriell hergestellten Altbiersorten in den 2000er Jahren war wirtschaftlich nachvollziehbar und eröffnete den genannten Marken neue, überregionale Vertriebskanäle. Jedoch verschwand auch viel Charme und Eigenwert, was viele Kunden bis heute bedauern. So wird z.B. der Marke Frankenheim Alt, ehemals eine der beliebtesten Altbiermarken im Rheinland, nachgesagt, dass der Geschmack seit dem Verkauf an Warsteiner nicht mehr der Selbe ist. Ob es Veränderungen im Brauprozess gab ist nicht bekannt, jedoch sank die Beliebtheit des Bieres in den Folgejahren signifikant.
Altbier weltweit
Die vor einigen Jahren in den USA aufgekommene Craftbeer-Bewegung sorgte in den letzten Jahren für eine erfreuliche Wiederbelebung der „alten Brauart“ – mit internationaler Tragweite. In Liebhaberkreisen gelten traditionelle Bierspezialitäten wieder als äußerst beliebt, so dass Braumeister auf der ganzen Welt das Altbier auf ihre eigene Weise interpretierten. So kommt es, dass diese Brauart inzwischen auch in Japan, Alaska, Kanada oder Brasilien vertreten ist.
Diese Nachfrage kommt auch den etablierten Hausbrauereien zugute, denn der Export gewinnt zunehmend an Bedeutung. Bei einigen Brauereien macht er bereits einen zweistelligen Prozentsatz am Gesamtumsatz aus. Uerige Alt bekommt man inzwischen sogar in New York, Füchschen Alt unter anderem inPhiladelphia, Schlüssel Alt gibt es in Kanada und Kürzer Alt in Russland und Japan.